Sonntag, 11. Dezember 2016

Cross-Dressing und Gender Bending in Anime und Manga


Was ist überhaupt Cross-Dressing?

Laut Wikipedia ist damit das Tragen spezifischer Kleidung des anderen Geschlechts gemeint, die Motivation dahinter kann sehr unterschiedlich ausfallen. Früher wurde das Wort noch immer mit Transvestitismus und Homosexuellen verbunden, doch wie wir heutzutage auch bei vielen Cosplayern sehen (weibliche, die männliche Figuren darstellen) hat Cross-Dressing nicht mehr so viel damit gemein. Ein Cross-Dressing, das aber Ausdruck der Geschlechtsidentität einer Person ist, wird aber nun doch zu Transgender gezählt, während andere Cross-Dressings aus anderen Gründen nicht dazu gerechnet werden. Es hängt also entscheidend vom Beweggrund ab, inwiefern man mit dem Cross-Dressing auch sexuelle Identität äußern will.



In diesem Zusammenhang finde ich es sinnvoll, wenn man das Motiv Cross-Dressing in die zwei genannten Kategorien einteilt:
1. Cross-Dressing als Geschlechtsidentitätsausdruck
2. Cross-Dressing aus anderen Gründen

Beide Kategorien findet man nämlich sehr häufig in Manga und Anime. Wie wir noch feststellen werden, ist es aber eher die zweite Kategorie die dominiert und auch eher einen Unterhaltungsfaktor darstellt, während die erste Kategorie deutlich ernste Züge mit sich bringt.


Zunächst einmal etwas theoretischen Background für die erste Kategorie. Cross-Dressing ist hier also vor allem für Transmänner wie auch Transfrauen eine Möglichkeit ihre eigentliche Geschlechtsidentität durch Tragen geschlechtsgegenteiliger Kleidung zum Ausdruck zu bringen. Transgender sind solche Menschen, die eigentlich mit dem falschen Geschlecht zur Welt gekommen sind. Das bedeutet, dass Frauen sich nicht wohl in ihrem weiblichen Körper fühlen, sondern sich innerlich als Männer auffassen und andersherum. Dadurch, dass sie sich so kleiden, wie sie sich auch geschlechtlich empfinden, kommt es zu weniger Problemen und Dissonanzen mit der eigenen Identität, weil somit eine Art Kompensation erfolgt.



Zur zweiten Kategorie lässt sich sagen, dass Cross-Dressing weniger etwas mit der Geschlechtsidentität zu tun hat, sondern mehr mit dem künstlerischen Mittel der Verkleidung und auch Illusion. Hier möchte ich auch den zweiten zentralen Begriff in dem Text aufgreifen, der sogenannte „Gender Bender“. Das ist ein Konzept, bei dem die Geschlechterrollen umgekehrt oder manipuliert werden. Es dient dazu die Grenzen der Geschlechterrollen zu hinterfragen und mit ihnen zu experimentieren.


Gender Bender umfasst als Oberbegriff auch Cross-Dressing, aber es kommen noch weitere Aspekte hinzu. Das Hinterfragen der Geschlechterstereotype wird auf verschiedenen Wegen vollzogen. So kann man sich auch einfach androgyn kleiden, sodass man die Geschlechtsidentität nicht wirklich erkennen kann. Oder man verhält sich nicht seinem Geschlecht entsprechend. Es wird mit den typischen weiblichen wie männlichen Vorstellungen gespielt, sie werden parodiert, verdreht etc. Dieser Protest gegenüber den Geschlechterstereotypen zeigt sich nicht nur im Verkleiden, sondern auch im Herausfordern der normativen Geschlechterrollen- und Verhaltensweisen. 


Meine These ist, dass Manga wie auch Anime uns die Geschlechterstereotype wie auch die Konflikte, die daraus entstehen sehr gut veranschaulichen können, da Manga/Anime als Teil japanischer Popkultur auch gesellschaftliche Verhältnisse wiedergeben können.


Crossdressing und Gender Bender im Kabuki


Das Motiv des Gender Bending geht auf eine tiefe Verwurzelung von Crossdressing in der japanischen Kultur mit Ursprung im Kabuki, dem Theater der Edo-Zeit, zurück und zeigt sich besonders im Shojo Manga.

Dabei muss man auch die Geschichte über die Entwicklung dieses Theater berücksichtigen. Es gab früher das Problem, dass bei Frauen-Kabuki Prostitution herrschte, wodurch es zum Verbot kam. Danach wurden junge Männer eingesetzt, wodurch ein ähnliches Problem resultierte. Danach entwickelte sich das Theater aber zu einer anspruchsvollen Nur-Männer-Domäne. Dabei wurden also Frauen auch von Männer den sogenannten „Onnagata“ gespielt. Sie betonten ihre Rollen mit betont feinen Bewegungen und typischen „falsetto“-Stimmen. Hinzu kam natürlich, dass die Männer auch Frauenkleidung trugen und sich besonders viel Mühe mit ihrer weiblichen Darstellung gaben. Außerdem kann man sich in Japan nicht als vollwertigen Kabuki-Schauspieler bezeichnen, wenn man nicht die entsprechenden Techniken dieser Frauenrolle beherrschen kann.

Man sieht also, dass sich popkulturelle Medien wie Manga und Anime also auch sehr alten Motiven der Künste und des Theaters bedienen und modernisieren. Außerdem zeigt sich dadurch auch, dass Crossdressing in Japan nicht so verpönt gewesen ist, wie vielleicht im europäischen Raum, sondern dies sogar künstlerischen Anspruch hatte. Das erklärt vielleicht auch, weswegen es auch in den heutigen Medien so gerne verwendet wird.


Exkurs Geschlechterrollen und -stereotype in Japan


Zunächst einmal ein kurzer Exkurs zu den Geschlechterstereotypen in Japan, die ja hier in Manga und Anime zur Debatte stehen.

Diese Geschlechterrollen sind vielleicht nicht unbedingt nur japanspezifisch, sind auch in anderen Teilen der Welt zu finden, doch besonders bei Japan als ein Land der Moderne wie auch Tradition si
sind sie eher überraschend. Die Familienstruktur ist in Japan eher patriarchalisch, was bedeutet, dass die Männer den Haushält führen, sie sind die Oberhäupter und bringen das Geld ein, sind wichtigste Entscheidungsträger. Frauen sind traditionell keine Einkommensbezieher und wenn doch, verdienen sie trotz Fortschritte nach wie vor viel weniger als Männer. Dagegen sind Frauen die primären Bezugspersonen für die Kinder. Sie befassen sich mit der Verwaltung der Kinder, deren Bildung, Gesundheit und moralischer Erziehung. Sie sind außerdem für das Kochen und Putzen zuständig und müssen immer alles perfekt vorbereitet haben, wenn der Mann gestresst abends nach Hause kommt. Darüber hinaus wurden Frauen früher auch daran gehindert einer Arbeit nachzugehen. Für viele Frauen bedeutet die Eheschließung und Familiengründung das Ende ihrer Karriere, auch wenn viele versuchen teilzeitbeschäftigt zu arbeiten.

Zu den Stereotypen lässt sich auch sagen, dass von Frauen nach wie vor erwartet wird, dass sie sich den Männer gewissermaßen unterordnen, dass sie bei wichtigen Angelegenheiten ruhig sind, weil sie davon keine Ahnung haben. Eine gute Frau ist eine, die eher passiv ist, vollends in ihrer Mutter- und Ehefrauenrolle aufgeht, was bedeutet, dass sie alles für ihre Familie aufopfert. Selbstbestimmung ist hier also nicht gern gesehen. Sie ist finanziell abhängig vom Mann, kann ohne diesen dadurch auch nicht überleben, während der Mann sich auf seine Frauen verlassen kann. Sie umsorgt ihn und kümmert sich um sein Wohlergehen. Man erkennt also eine eindeutige Asymmetrie zwischen den beiden Geschlechtern, die in Shojo Manga durch Cross-Dressing und Gender Bender vorübergehend außer Kraft gesetzt wird. Und dennoch bleibt die Bestätigung dieser Geschlechterrollen, wie ich auch in anderen Beiträgen zuvor belegt habe. Die meisten Mädchen werden in Shojo Manga so dargestellt, dass sie sich eben vollends für ihre Liebe aufopfern und auch häuslichen Tätigkeiten nachgehen. Ohne ihre Partner ist ihr Leben vollkommen sinnlos.


Gender Bending und Cross-Dressing als Spiegel weiblicher Sehnsüchte in Shojo Manga

Das Motiv des Genderbending wird im Manga meist jedoch eher als humoristisches Stilmittel für die Geschichten verwendet, wodurch eine eher sozialkritische Lesart deutlich erschwert wird. Das liegt daran, dass der Manga auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse Japans ist. Cross-Dressing wird im kulturellen Bereich noch erlaubt, doch nach wie vor dominieren in Japan strenge Geschlechterstereotype. Nach den Autoren Cooper und Darlington dienen Shojo Manga jungen Mädchen dafür mit Geschlechtergrenzen zu spielen. Doch gleichzeitig weist der Manga darauf hin, was gesellschaftlich als Norm gilt und dass Gender-Bending-Figuren eben davon stark abweichen.

Shojo Manga können nach dem Autor Toku Spiegel der Sehnsüchte und Erwartungen von japanischen Mädchen wie Frauen sind. In ihnen reflektieren sich weibliche Ästhetik wie auch weibliche Sehnsüchte. Da Shojo Manga als Zielgruppe besonders junge Mädchen haben, die sich erst einmal Vorstellungen von Geschlechterrollen machen müssen, ist es naheliegend, dass gewisse Geschlechterstereotype besonders in Shojo Manga vorzufinden sind.

Gleichberechtigung von Mann und Frau in Shonen Ai Manga


Interessant finde ich auch die Feststellung in der Forschungsliteratur, dass gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Jungen wie Männern in Shonen Ai, als Untergenre des Shojo Manga, einen bestimmten Teil des mädchenhaften Empfindens verkörpern. So ist es ja nach wie vor, dass sich Japaner an diesen strengen Geschlechterrollen orientieren müssen, nach denen sich die Frauen dem Mann unterzuordnen hat und es eine klare Trennung wie Hierarchisierung zwischen beiden Geschlechtern gibt. Eine gewagte These einiger Forscher ist nun, dass die gleichgeschlechtliche Liebe in Shonen Ai-Manga eine Verschmelzung der beiden Geschlechter herbei führen soll, was zunächst paradox klingt, sind es doch immer zwei männliche Figuren. Wie aber schon erwähnt, zielen diese Manga nicht auf männliche, sondern weibliche Leserschaft, demnach projizieren also die weiblichen Rezipienten ihre Erwartungen und Wünsche eben auf diese Figuren. Sie identifizieren sich mit diesen und darin drückt sich der Wunsch nach Gleichberechtigung aus. Während im Westen Weiblichkeit und Männlichkeit eher als Einheit verstanden werden, ist es in Japan gänzlich anders. Eine fiktive Lösung findet sich aber in den Shonen Ai Manga, in denen sich Mädchen in den männlichen Figuren wieder erkennen und auf gleicher Stufe mit Jungen und Männern stehen können.


Eng mit dem Phänomen des Crossdressing und Genderbending verbunden ist auch die sogenannte Androgynie. Dieser Begriff bezieht sich auf Menschen, die sowohl männliche wie auch weibliche Merkmale in sich vereinen. Umgangssprachlich werden damit Menschen umfasst, die geschlechtlich nicht eindeutig zuzuordnen wären, da sie schwach ausgeprägte sekundäre Geschlechtsmerkmale haben und auch ihr Kleidungsstil und Verhalten undurchsichtig ist. Ich finde, dass man Androgynie besonders in Shojo Manga sehen kann. Denn hier dominieren vor allem die sogenannten „Bishonen“, also schöne Jungs, die sehr feminin wirken und es schönheitsmäßig auch mit Mädchen und Frauen aufnehmen können. Sie zeichnen sich durch einen schlanken Körperbau und schöne Gesichtszüge aus, entsprechen damit auch dem Idealbild japanischer junger Männer. Anders dagegen sieht das männliche Ideal in Shonen und Seinen aus: da dominieren doch eher Jungs und Männer mit deutlich abzeichnenden Muskeln, die auch vom Verhalten her eindeutig männlich markiert sind. Interessant finde ich, dass Androgynie nicht mal unbedingt nur auf Männer und Jungs bezogen sein muss. In Shojo Manga findet man auch genug Beispiele für Mädchen, die androgyn sind und dadurch eine große weibliche Anhängerschaft haben. Diese Mädchen sind dann meist doch eher als Tomboys zu bezeichnen, gehen also schon mehr in Richtung Männlichkeit, während die androgynen Jungen mehr als verweichlicht oder feminin beschrieben werden. Es ist interessant, dass also bereits mit Androgynität als Vorstufe zum Crossdressing und Genderbending bereits mit der Geschlechteridentität spielt.


Beispiele aus Manga und Anime bezüglich Cross-Dressing und Genderbending

Nun möchte ich auch auf einige abschließende Beispiele eingehen und darauf hinweisen wie Cross-Dressing und Gender Bending thematisiert werden.


Ein sehr bekanntes Beispiel dürfte der Manga „Die Rosen von Versailles“ sein, bei dem die Protagonistin Oscar von klein wie ein Junge behandelt wurde und sich dementsprechend auch so verhält. In diesem Manga vereinen sich Cross-Dressing und Genderbending, da Oscar sich auch wie ein Mann verkleidet und verhält. Sie ist sehr maskulin, mutig und stark und kann es sehr leicht mit ihren männlichen Kameraden aufnehmen. Hier wird Gender Bending genutzt, weil Oscar männlicher Nachfolger der Familie werden soll, es besteht also ein gewisser Zwang und im späteren Verlauf entsteht auch ein großer Konflikt zwischen ihren zwei Geschlechtsidentitäten. Einerseits verliebt sie sich ja ausgerechnet in einen Mann, was ja nicht gern gesehen wird. Da schlägt sich ihre weibliche Seite durch, die in Konflikt mit ihrer männlichen Seite kommt, die ja versucht dem väterlichen Wunsch ein männlicher Nachfolger zu werden nachzukommen. Hier zeigt sich meiner Ansicht nach auch der fundamentale Konflikt zwischen den eigenen Wünschen und den Ansprüchen der Familie, die stellvertretend für die Gesellschaft steht. Also hier wäre die Individualismus versus Kollektiv-Debatte, die auch so wichtig in Japan erscheint, berührt.


In „Yubisaki Milk Tea“ haben wir wieder einen ganz anderen Fall. Der Protagonist Yoshinori springt für seine Schwester als Model ein und verkleidet sich fortan als Mädchen. Was anfangs nur eine Spielerei ist, wird sehr schnell Ernst, denn er möchte auf keinen Fall mehr ein Junge sein, will die Pubertät auch dringend verhindern, was natürlich nicht schaffbar ist. Hinzu kommen aber auch seine sexuellen Regungen und dem Dilemma, dass er einerseits in zwei Mädchen verliebt ist, aber auch in sein eigenes weibliches Ich, was er stark idealisiert. Ich finde den Manga höchst interessant, da er aus der Maße der Cross-Dressing und Gender Bender Manga hervorsticht. Er behandelt beide Themen sehr viel tiefgründiger und regt auch sehr zum Nachdenken an. Auch hier ist Cross-Dressing nicht einfach nur oberflächliches Stilmittel zur Unterhaltung, sondern hinterfragt die eigene Geschlechtsidentität, was zu vielen Konflikten führt.


Dann hätten wir auch noch den Manga „Bokura no Hentai“, in dem verschiedenen Jungs auftreten, die allesamt aus verschiedenen Gründen Frauenkleider tragen. Einer der Protagonisten ist tatsächlich ein Transgender, der einfach gerne ein Mädchen sein möchte. Ein anderer Junge gibt sich als seine verstorbene Schwester aus und versucht damit die Lücke in der Familie zu füllen. Und der dritte Held tut dies aus einem sexuellen Trauma heraus. Wie man merkt ist auch dieser Manga sehr ernst und psychologisiert sehr stark. Auch hier tritt Cross-Dressing mit ernsteren Themen wie Vergewaltigung, familiären Problemen, und der Suche nach der eigenen Identität auf. Ich fand diesen Manga auch sehr anregend, wenn auch teilweise sehr düster und gerade deswegen auch glaubwürdig gemacht.

Auch bei dem Manga „Hourou Musuko“ ist mir das sehr stark aufgefallen, den ich ebenfalls gern gelesen habe. Hier geht es primär auch um den Entwicklungsprozess in der Pubertät und eben auch dem sexuellen Ausprobieren der eigenen Vorlieben. Im Fokus stehen zwei Protagonisten, die jeweils Kleidung des anderen Geschlechts tragen. Beide wollen auch lieber das Geschlecht wechseln, wobei es da immer wieder zu Irrungen und Wirrungen kommt. Der Manga ist nicht ganz so düster wie die zwei vorherigen, hat mehr etwas von einem Slice-of-Life-Manga mit einem ruhigen und entspannten Erzähltempo, aber doch liebevoll gestalteten Figuren und Episoden.


Dann hätten wir noch den Manga wie auch Anime „Kuragehime“, in dem Kuranosuke als der eine Protagonist in Frauenkleidern herum läuft und dabei ein sehr spezielles Ziel verfolgt. Er tut dies als eine Art Protest gegenüber seinem Vater, der will, dass er sein Erbe als Politiker antritt. Hier ist das Cross-Dressing teilweise auch eine Art Unterhaltungsmittel, wenn aber auch mit einer bestimmten Funktion, die narrativ wichtig ist. Wie bereits in der Einleitung beschrieben kann Cross-Dressing eine Form des Protestes sein. In dieser Geschichte dient es als Rebellion gegenüber väterlichen Ansprüchen, während wir in „Rosen von Versailles“ den genau umgekehrten Fall haben. Kuranosuke hat ganz andere Vorstellungen von einem guten Leben, will nicht Nachfolger werden, sondern lieber Mode-Designer, was im übrigen doch eine etwas homosexuelle Note mit sich bringt. Die bisherigen männlichen Mode-Designer erschienen mir nicht ganz so hetereosexuell, doch bei diesem Protagonisten ist das nicht der Fall. Cross-Dressing und Gender Bending beziehen sich nicht unbedingt auf die Geschlechtsidentität, sondern auf den Wunsch nach einem freien Leben nach individuellen Vorstellungen.


Ein ähnlicher Fall liegt im Manga „W Juliet“ vor, indem Makoto sich als Mädchen verkleidet und an eine Schauspielschule kommt. Er muss dies tun, damit er seine Familie von seinen Traum Schauspieler zu werden, überzeugen kann. Interessant ist bei beiden Manga, dass die männlichen Protagonisten androgyn und damit auch „Bishonen“ sind. Das erleichtert natürlich das Cross-Dressing und bestätigt auch die Ästhetik von Shojo. Während jedoch bei Kuragehime die Geschlechtsidentität offen gelegt werden kann, wird sie bei diesem Manga geheim gehalten. Hier hätten wir also auch den Aspekt Cross-Dressing als Verkleidung und Mittel zur Spannung.

Es gibt aber auch immer mal lustige Beispiele, in denen Jungs (vor allem maskulin) in Frauenkleider geworfen werden und der Witz dadurch entsteht, dass es einfach nicht passt. Hier dient Cross-Dressing eindeutig als Widerspruch zwischen Anspruch und Sein als Parodie.


Als letztes möchte ich noch ein sehr bekanntes Beispiel nennen nämlich „Ouran High School Host Club“, was eigentlich das Parade-Beispiel für die zweite Kategorie von Cross-Dressing und Gender Bender darstellt. In diesem Manga muss nämlich Haruhi, ein armes Mädchen an eine Schule für reiche Kinder, eine hohe Schuldensumme abbezahlen. Sie wird gezwungen als Host zu arbeiten und sieht sich mit einer Menge unterschiedlicher, schräger Jungs konfrontiert. Darüber hinaus darf auch niemand etwas von ihrer wahren Identität erfahren. Es gibt noch viele weitere Manga, die in diese Sparte fallen, allen ist gemeinsam, dass das Mädchen sich aus äußeren Zwängen verkleiden muss und das eben nicht gerne tut. Während sie äußerlich wie Jungen sind, bleiben sie aber innerlich vollkommen Mädchen. Cross-Dressing dient hier also wirklich eher um Spannung und Humor zu erzeugen, weil es immer wieder zu prekären Situationen kommt, in der die wahre Identität gelüftet werden könnte.


Was ich in diesem Beitrag vielleicht etwas außen vor gelassen habe sind die Manga, in denen Gender Bending behandelt werden. Wir kennen das Motiv des Geschlechtertausches, was vor allem aber dazu dient, um lustige Effekte zu erzeugen. Die Figuren finden sich im Körper des anderen Geschlechts wider, was zu vielen lustigen Szenen, aber auch inneren Problemen führt. Wie soll man sich nun verhalten? Wie soll man mit dem Körper umgehen? ES ist generell grenzwertig, wenn man sich überhaupt im Körper einer anderen Person befindet. Vor allem für Jugendliche spannend, da man den Körper des anderen Geschlechts noch nicht gut kennt und eben erforschen muss. Insofern eignet sich dieses Motiv besonders eben für Shojo Manga und dient auch als eine Art Annäherung der beiden Geschlechter. Beispiele hierfür wären der Anime „Kokoro Connect“ und die Manga „Yamada-kun and the Seven Witches“ und „Dein und mein Geheimnis“.



Abschließend lässt sich sagen, dass wir Cross-Dressing und Gender Bender in sehr verschiedenen Kontexten in Manga und Anime finden. Ich habe heraus gefunden, dass beide vor allem zur Unterhaltung dienen und um die Spannung in der Handlung hochzupushen. Darüber hinaus führen beide Motive zu zahlreichen Missverständnissen und auch Problemen, mit denen sich die Figuren befassen müssen. Dabei nimmt Cross-Dressing nicht nur unterhaltsame, sondern auch sehr tiefgründige und psychologische Züge vor allem im Bezug auf Geschlechtsidentität und Transgender. Es hat sich heraus gestellt, dass beide Motive sehr gerne vor allem in Shojo Manga verwendet, die ja an junge Mädchen gerichtet sind. Einerseits wird zwar mit den Geschlechterstereotypen gespielt, die Leserinnen können sozusagen damit experimentieren, andererseits bestätigen sich jedoch diese Stereotypen, da am Ende alles wieder normal wird. Es zeigt sich deutlich, dass die beiden Motive vom Normalen abweichen.

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