Sonntag, 16. August 2015

Besondere Anime/Mangafiguren



Ich bin der Meinung, dass ein Anime oder Manga eine ordentliche Story vorzuweisen hat, sonst lasse ich den Mist gleich bleiben. Aber hin und wieder ertappe ich mich dabei, dass ich auch mal mittelmäßige Anime und Manga konsumiere, die keine originelle oder atemberaubende Story vorweisen. Warum fragt ihr euch? Die Antwort dürfte klar sein: Eine Story kann nicht allein funktionieren, wenn die Figuren nicht mit machen. Und gerade die Figuren machen das Ganze erst lebendig und sind ein Unterhaltungsfaktor für sich. Warum sonst sind gerade Slice-of-Life-Anime mit „cute girls doing cute things“ so beliebt? Weil die Figuren einem super sympathisch sind und überaus unterhalten können. Da ist auch die Story nicht mal so wichtig, die sich meist nur aus den Interaktionen zwischen den Figuren ergibt. Manchmal schaut man Anime oder liest man Manga auch nur der Figuren wegen. Was bedeutet, dass Charaktere ebenso einen wichtigen Bestandteil ausmachen. Also korrigiere ich meine erste Aussage: Anime und Manga sollten sowohl eine gute Story als auch gut geschriebene und gut entwickelte Figuren vorweisen. Doch leider gottes findet man beides meist nicht so häufig und schon gar nicht zusammen.

Es müssen nicht immer super ausgeklügelte Figuren sein, solange sie positive Eigenschaften haben und man sie sympathisch findet. Doch selbst die billigsten stereotype Charaktere können diesen Zweck erfüllen. Und wenn man schon die hundertste Tsundere gesehen hat, weiß man doch schon längst wie der Hase läuft. Menschen sind zwar Gewohnheitstiere, aber irgendwo brauchen wir doch manchmal auch den Nervenkitzel durch Neues. Immer das Gleiche zu sehen kann tierisch langweilig sein! Wie wäre es also auch mal mit unkonventionellen Figuren, die eben nicht so agieren, wie man es erwartet. Die voller Überraschung sind? Die so viele verschiedene Facetten haben? Die widersprüchlich handeln? Die eben nicht in unsere Schubladen reinpassen, sondern Ecken und Kanten haben? Die sich auch mal unbeliebt machen, weil sie Fehler und Macken haben, aber dadurch etwas glaubwürdiger rüber kommen? Die vielleicht sogar besonders sind?
Um diese Charaktere soll es in meinem heutigen Artikel gehen. Ich habe mal ein paar persönlich ausgewählte Figuren aus Anime und Manga zusammen getragen, die meiner Ansicht nach speziell sind und nicht einfach so mal kopiert werden. Und doch erhebe ich nicht den Anspruch zu sagen, diese wären super realistisch, originell und einzigartig. Das sicherlich nicht. Aber diese Figuren sind einfach mal eine Abwechslung und Bereicherung für Anime und Manga, die voller Stereotype sind.


1. Kyoko Mogami aus „Skip Beat!“



 Diese Figur hatte ich bereits in der Liste meiner Lieblingsgirls aus Anime und Manga und sie darf natürlich auch hier nicht fehlen. Für mich stellt sie insofern eine besondere Figur dar, weil sie innerhalb kurzer Zeit eine richtige Persönlichkeitsumdrehung a la 180 Grad macht. Bevor sie erfahren hat, dass ihre Kindheitsliebe Sho Fuwa sie nur ausnutzt, war sie das was man gemeinhin also total naiv, altruistisch und überaus liebenswürdig bezeichnen kann. Sie hat alles wirklich alles getan, um es ihrer Liebe recht zu machen und hat dabei ihre eigenen Bedürfnisse hinten an gestellt. Doch nachdem ihre Liebe hoffnungslos zerstört wird, macht auch sie einen Zusammenbruch durch. Die Liebe, für die sie lange lebte, wird ihr geraubt genauso auch die Fähigkeit echte Liebe für andere zu empfinden. Doch nicht genug, verändert sich auch ihre Persönlichkeit radikal: Ihre böse Seite kommt hervor und lässt Rachegelüste in ihr aufkommen, die sie zu einer echten Furie machen lässt. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie das Mauerblümchen und die Bedienstete spielt und es allen recht machen will. Nun geht sie ihren Weg und verfolgt nur noch ein Ziel: Sho Fuwa platt machen. 

Abgesehen von ihrer bösen Seite, werden dem Leser immer mehr neue Facetten von Kyoko offenbart. Auf einmal zeigt sich eine enorme Zielstrebigkeit in ihrem Handeln, sie verfügt über eine überragende Ausdauer wie man es vielleicht von Zen-Mönchen erwarten würde. Kaum zu glauben, dass sie auch über brilliante schauspielerische Fähigkeiten verfügt, an denen sie fortan arbeiten will. So zeigt der Manga sehr deutlich, wie Kyoko mit der Zeit nicht nur ihr schauspielerisches Können auf die Probe stellt, weiter entwickelt, sondern auch wie Kyoko zunehmend ihr wahres Ich findet und lernt sich selbst und andere wider zu lieben. Denn auch wenn Kyoko oftmals sehr schlagfertig rüber kommt und selbstbewusst erscheint, ist sie in ihrem Inneren zerbrochen, nicht nur weil ihr Sho das Herz gebrochen hat, sondern, weil sie auch eine schlimme Kindheit hinter sich hat. Für mich ist Kyoko auch eine meiner Lieblingsfiguren, weil sie niemals aufgibt, weil sie stets aufmerksam alles hinterfragt und nicht stur hinnimmt, weil sie für ihre Träume alles gibt und eine wahre Kämpfernatur ist. Kurz – sie ist eine der stärksten weiblichen Hauptfiguren, die ich je gesehen habe und ein echtes Vorbild für mich.


Ren aus „Skip Beat!“


Wenn wir schon mal bei dem Manga sind, darf auch der Gegenpart zu Kyoko nicht fehlen – Ren Tsuruga. Seines Zeichens ein wahrer Gentleman und Charmeur, der außerordentlich gut aussieht, hervorragend schauspielern kann und bei den Frauen aufgrund seines noblen Verhaltens überaus beliebt ist. Wenn man einen Traummann auserwählen will, sollte man Ren nehmen! So klischeehaft wie es jetzt klingen mag, Ren kann auch ganz anders. Denn ähnlich wie Kyoko hat er etwas zu verbergen, was jedoch noch viel dunkler und düsterer ist, als man es sich vorstellen kann. Er trägt viele Geheimnisse und Lasten und verschließt sein Herz vor seinen Mitmenschen. Somit könnte man sagen, dass er eine Art Doppelleben führt, von dem noch keiner so recht eine Ahnung hat. Ich weiß nicht inwiefern man dies in anderen Medien (Film, Bücher) sieht, sicherlich tauchen hin und wieder Figuren auf die nach außen hin perfekt erscheinen, aber eigentlich gar nicht so perfekt sind. Aber für mich ist Ren deswegen besonders, weil man es bei ihm einfach nicht erwarten würde oder doch? Gerade weil er so toll erscheint, muss er doch etwas verheimlichen. Jedenfalls ist er eine der ersten Figuren gewesen, die so vielschichtig aufgebaut ist. Er lässt sich nicht in Schubladen stecken, denn durch seine finstere andere Seite erscheint er manchmal ziemlich unberechenbar und das Geheimnisvolle macht ihn gerade zu anziehend.


Light aus „Death Note“


Jetzt werden sicherlich einige von euch seufzen, wenn ich den Antihelden aus Death Note zu den besonderen Figuren zähle. Aber lasst mich mal versuchen zu erklären weswegen das so ist und danach könnt ihr gerne darüber diskutieren. Zunächst einmal, klar Antihelden erscheinen hin und wieder mal in Anime und Manga und wahrscheinlich noch viel öfter in Filmen und dergleichen. Aber die Art und Weise wie die Persönlichkeit dieses Antihelden dargestellt wird, gepaart mit dem originellen Setting und der überaus gut geschriebenen Story, macht den Protagonisten für mich zu etwas Besonderem. Light Yagami ist ein Musterschüler wie es im Buche steht, erscheint einfach zu perfekt und gutaussehend für die Welt. Doch er führt ein Doppelleben und der Kontrast zwischen seinen zwei Existenzen ist so gravierend und widersprüchlich, dass man darüber nur staunen kann. Vor allem aber fand ich bereits seine Persönlichkeit zu Beginn des Anime sehr besonders. 

Er ist zwar ein Musterschüler, aber ein ganz besonderer: Denn er denkt auch in Idealen und hat einen richtig hart ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. An sich fand ich seine Idee, Gerechtigkeit walten zu lassen ganz gut, schließlich wollte er eigentlich nur das Beste. Doch wie das ganze ausartet und wie seine Taten ihn schlussendlich zum Negativen verändern, hat sich so in mein Gehirn gebrannt, dass ich es niemals wieder auslöschen kann. Ist Light scheinbar anfangs nur ein guter Junge, entwickelt er immer und immer mehr psychopathische Züge. Das beginnt bereits bei den kleinen Dingen: Er lügt wie gedruckt, manipuliert seine Mitmenschen wie er will und bastelt seine ausgeklügelten Pläne ohne Rücksicht auf Verluste. Soweit, dass er nicht mal mehr davor scheut, über unschuldige Leichen zu gehen. Er wird so skrupellos und unmenschlich, dass man ihn einfach nur hassen kann. Am Ende ist er einfach nur noch ein Monster, das denkt, dass es das Richtige tut. Größenwahn, sein Hang zum Tyrannisieren und Ausüben von Macht treiben ihn in seinen Ruin. Light ist einfach das perfekte Beispiel, wie aus einem guten Jungen das abgrundtiefe Böse heraus gezogen wird. Und daher für mich ein Paradebeispiel für den perfekten Antihelden, den ich in dieser Form noch nicht gesehen habe.


L aus „Death Note“


Nicht wundern, wenn ich zufälligerweise immer ein Paar aus einem Manga/Anime ausgewählt habe, das ist wirklich random. L als das gute Gegenstück zu Light ist ebenso eine kuriose Gestalt. Zunächst einmal besticht L durch seine komischen Marotten und seine soziale Defizite: Er läuft mit krummen Rücken wie der Glöckner von Notredam, hat sehr komische Sitzpositionen, frisst Süßigkeiten in Unmengen und hat schon einen ziemlich gruseligen Blick. Auf den ersten Blick mag man denken: „Was für ein Freak!“ Doch man weiß ja, was für ein Genie er ist. Er hat öfter mal an größeren Polizeiuntersuchungen mitgemacht und war eine sehr große Hilfe. Kaum einer kann ihm bezüglich logischen Denken was nachmachen. Und wer hätte gedacht, dass er auch körperlich ziemlich fit ist, man erinnere sich nur an die Kampfszene zwischen ihm und Light oder das Tennisduell zwischen den beiden. Figuren, die komisch sind oder Figuren, die unglaublich intelligent sind, gibt es immer mal wieder in Anime und Manga, das ist nichts Neues. Aber die Kombination macht für mich L zu einer besonderen Figur.


Konata aus „Lucky Star“


Ja ihr lest richtig, ausnahmsweise habe ich mal einen kleinen Otaku in die Liste aufgenommen und jetzt denkt ihr bestimmt, das ist doch nicht ihr Ernst?! Doch ist es. Als ich Konata das erste Mal gesehen habe, dachte ich sofort: Man ist die toll! Denn ein weiblicher Otaku rockt einfach mal! Nein Spaß, ich fand sie auch generell toll. Sie wirkt meist total faul und kriegt nichts gebacken, aber ist auch überaus lässig und cool auf ihre Weise. Natürlich macht ihre Vorliebe für Games, Anime und Manga sie erstmal ziemlich sympathisch. Dann wiederum finde ich an ihr interessant, dass sie auch gerne mal andere über den Tisch zieht oder zur Weißglut bringt. Oder, dass sie manchmal echt creepy sein kann. Zeitweise ist sie auch etwas undurchschaubar und man wird paranoid, weil man glaubt, sie würde irgendwas aushecken. Das, was ebenso zu ihrer Besonderheit beiträgt ist eben, dass sie so gar nicht versucht „moe“ zu sein und wenn macht sie es bewusst komisch, sodass man merkt, dass sie sich drüber lustig macht. Sie ist keine der typischen „cute girls“, sondern besticht durch ihre manchmal doch etwas mehr maskuline Verhaltensweisen. Auf mich wirkt sie wie ein guter Kumpel und so einen weiblichen Char findet man doch selten.

Tomoko aus "Watashi ga Motenai no wa Dou Kangaete mo Omaera ga Warui!" 



Kommen wir nun zu einem anderen Otaku-Girl, was ebenfalls zum Lachen, aber auch zum Weinen bringen kann. Die Rede ist von der Protagonistin Tomoko, die im Gegensatz zu ihr Otaku-Genossin Konata alles andere als locker und kommunikativ ist und viele Freunde hat. Würde man sie auf ihre wichtigsten Eigenschaften reduzieren könnte man sagen, dass sie ein pessimistisches, überaus wirklich negatives, depressives Mädchen ist, was eine soziale Phobie hat und daher meist der Realität entflieht u.a. durch ihren Otaku-Kram. Das klingt jetzt aber wirklich etwas zu verallgemeinernd und böse, trifft aber im Kern den Charakter dieser grauen oder besser gesagt schwarzen Maus. Klar ist ihr Charakter deutlich überzeichnet, aber ein Fünkchen Wahrheit dürfte drin sein, vor allem was die soziale Phobie betrifft, die eigentlich nichts zum Lachen ist. In Gegenwart von Menschen kriegt sie keinen Ton raus, doch in ihrem Kopf spinnt sie sich sich die wahnsinnigsten Szenarien und Ideen zusammen und hat ihre ganz spezielle Sichtweise in der Realität. Sie will das werden, von dem sie weit entfernt ist: Ein beliebtes und positives Mädchen. Eben das, was die meisten „moe“ Girls in Animanga sind. 

Insofern kann man sie auch als Antiheldin bezeichnen, die ziemlich viel Mist verzapft und eigentlich kaum eine nennenswerte positive Eigenschaft hat. Sie jammert die meiste Zeit, sieht alles negativ, gibt anderen die Schuld, wertet andere ständig ab, sieht sich als was total Besseres, ist ständig depressiv und zynisch und beschimpft sogar ihre einzige Freundin. Und trotzdem liest man gerne den Manga, weil die Figur ständig in Fettnäpfchen tritt und alles so schön übertrieben dargestellt ist. Auch wenn man vielleicht nicht so viel Sympathie, sondern mehr Mitleid mit ihr hat, muss ich zugeben, dass all das das Besondere in ihrem Charakter ausmacht. Wann sieht man mal eine weibliche Protagonistin in Animanga, die dermaßen von der Norm abweicht und so gar keine niedlichen Eigenschaften hat? Wann hat man mal eine so verrückte Figur, die eher durch Abgründe als durch positive Facetten besticht? Ich muss zugeben, dass sie zwar überzeichnet ist, aber weiß gott glaubwürdiger in einigen Aspekten erscheint als die so perfekt erscheinenden anderen, cute girls, die nur süß sind und sonst keinerlei Charakter zeigen.


Umi aus „Charming Junkie“



Tsundere gibt es ja zuhauf in Anime und Manga, doch meistens assoziiert man damit doch eher weibliche Figuren oder? Wie sieht es aber mal mit Jungs aus, die zickig auf ihren Schwarm reagieren und den auch gerne mal verprügeln? Könnt ihr euch das vorstellen? Und tatsächlich gibt es mal ein seltenes männliches Exemplar dieser Sorte, doch diese Figur ist nicht nur deswegen besonders. Umi gibt sich nämlich eigentlich als Mädchen aus, um als weibliches Model aktiv zu sein. Böse Zungen würden Umi dann als Transe bezeichnen, die vielleicht sogar noch schwul ist, aber so ist es ja nicht. Denn Umi ist durch und durch hetereosexuell, was man an seiner Liebe zu der tollpatschigen Naka mit dem verbrecherischen Lächeln sieht. Die beiden sind echt ein unterhaltsames Duo. Zurück aber zu Umi. Umi führt also zwei Leben: Einerseits muss er der Öffentlichkeit weiß machen, dass er ein Mädchen ist und stellt sich dementsprechend als zucker süß und lieb dar, aber das ist nur Fassade. 

In Wahrheit ist er ein skrupelloser Sadist. Okay, das gibt vielleicht ein falsches Bild von ihm ab. Der Manga selbst ist eher dem Comedy zuzuordnen also muss man die Beschreibung verharmlosen. Sagen wir mal so, er haut, schlägt, trifft und misshandelt Naka regelmäßig und man kann zurecht sagen, dass er es liebt sie als seinen Knecht zu behandeln. Ich finde, dass es sogar eine besondere Form des Tsundere ausmacht. Denn die Prügelleien und Foltereien, die Umi da regelmäßig mit Naka veranstaltet, sind teilweise schon extrem, aber natürlich ziemlich überzeichnet. Hinzu kommt, dass er sehr sehr temperamentvoll ist, seine Gefühle nicht in Zaum halten kann und immerzu rum zickt. Aber er kann manchmal auch zärtlich sein. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde Umi daher unvergleichlich, weil er dieses besondere Geheimnis hat und ebenso als Kerl einerseits etwas weiblich zickig ist und diese sadistische Ader hat.


Emiru aus „Heimliche Blicke“


Ebenso eine ziemlich „twisted“ Figur. Nach außen hin mag Emiru einfach wie ein wortkarges, mysteriöses Mädchen wirken, aber sie hat es echt in sich! Zunächst einmal mag es stimmen, dass sie nicht viele Worte fallen lässt, dafür aber Taten sprechen lässt. Sie ist jemand, der genau weiß, was er will und wie er es kriegen kann. In der Tat erscheint sie manchmal etwas sadistisch und manipulierend, weil sie Tatsu ständig zu Dingen zwingt, die er nicht will oder die andere verletzen. Sie hat kaum Angst vor irgendwelchen Gefahren und wenn es doch mal brenzlig wirkt, hat sie stets die Kontrolle darüber und bewahrt einen kühlen Kopf. Selten sieht man sie ihre Fassung verlieren und könnte behaupten, sie hätte einen kühlen Charakter. Stets trägt sie dieses geheimnisvolle Lächeln auf den Lippen, als ob sie mehr wüsste, als sie zugibt. 

Doch das ist alles nur Fassade: Bevor dieser eine schlimme Unfall geschah, war sie nur ein einfaches Mädchen, lieb und brav, doch als ES passierte, änderte sich alles für sich, glücklicherweise. Denn gerade dadurch wurde sie erst interessant. Sie ist undurchschaubar und stets umgeben von einem Hauch geheimnisvoller Aura. Man weiß eigentlich nie, woran man bei ihr ist und wie sie wirklich denkt und fühlt. Obwohl sie eigentlich noch Jungfrau ist, gibt sie sich keine Blöße offen über sexuelle Dinge zu sprechen oder diese zu tun. Sie hat ohnehin kein wirklich ausgeprägtes Schamgefühl. Was man am Ende dann aber raus kriegt ist, dass sie eigentlich ziemlich verletzlich ist und ihre wahren Gefühle und Ängste stets unter Verschluss hielt. Klarer Fall eines Mädchens mit harter Schale und weicher Kern, doch die Art und Weise, wie sie dargestellt wird, ist doch unvergleichlich.


Nao aus „Liar Game“



Die zweite Heldin im Liar Game ist das total Gegenteil zu Akiyama, der die Menschen stets durchschaut und durch überdurchschnittliche Intelligenz für alles eine Lösung hat. Zu Beginn ist Nao noch das liebenswürdige Mädchen, was vor allem auf alles und jeden rein fällt, betrogen wird und ausgenutzt wird. Ziemlich armselig oder? Was ist also so besonders an ihr fragt ihr mich. Wer den Manga schon länger verfolgt, weiß worauf ich hinaus will. Gott sei dank, bleibt Nao nämlich nicht ewig so, sondern entwickelt sich durch die verschiedenen Umstände langsam weiter. Klar bleibt sie noch immer die treue vertrauensvolle Seele, die sie schon immer war. Aber wie sie die Menschen sieht und einschätzt und handelt, das verändert sich. Durch Akiyama lernt sie, die Menschen zu hinterfragen, um ihnen dann wirklich vertrauen zu können. Sie vertraut niemanden mehr blind, sondern setzt ihr Köpfchen ein. Und überrascht durch neue, gute Lösungsvorschläge, die man von ihr niemals erwartet hätte. Sie bringt neuen Schwung in das Liar Game, vor allem dadurch, dass sie daran glaubt, dass die Gerechtigkeit siegt, indem alle miteinander arbeiten. Für mich ist sie besonders, weil sie die Herzen der Menschen in dem Manga anspricht und durch ihre ungetrübte Ehrlichkeit überzeugen kann.


Nozaki aus „Gekkan Shoujo Nozaki-kun“


Selten habe ich mal einen Kerl gesehen, der so absolut gar nicht ist, wie er aussieht. Würde man Nozaki nur mal so sehen, hätte man echten Respekt vor ihm. Er schaut ziemlich grimmig, ist groß gewachsen und recht maskulin. Jeder würde denken, dass er ein ziemlicher Raufbold ist, aber keiner würde erwarten, was er wirklich ist: Nämlich ein Mangaka für Shoujo-Manga! Und das Tollste kommt erst noch: Er hat eigentlich überhaupt keine Ahnung von Liebe und zeichnet trotzdem darüber. Und was das Ganze nochmals toppt: Nozaki ist in sozialen Sachen eigentlich eine ziemliche Niete. Er kann sich nicht so gut in andere hinein versetzen und verhält sich öfters mal einfach nur extrem komisch. Das führt im Anime öfter mal zu Lachausbrüchen. In gewisser Weise wirkt er immer mal wieder extrem naiv und um nicht zu sagen, sogar ziemlich dumm, dass man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Dass er einfach nicht merkt, dass Chiyo in ihn verliebt ist, ist doch echt komisch, aber erklärbar, wenn man weiß, wie er tickt.


Sul aus „Cheese in the Trap“


Okay eigentlich dürfte ich die letzten beiden Figuren, die ich hier vorstellen möchte, gar nicht mit reinnehmen, weil es sich bei „Cheese in the Trap“ genau genommen um einen Manhwa, einem Webtoon“ handelt. Aber ich mache eine Ausnahme, weil ich die beiden Figuren einfach gern habe und sie gut rein passen. Sul ist die Hauptfigur in dem Manhwa und für mich eine der glaubwürdigsten Figuren überhaupt. Sie ist eine Studentin und dementsprechend sehr fleißig, motiviert und nimmt viel Verantwortung. Dass sie so erwachsen ist, so denkt und handelt ist ein Punkt, der mich an ihr fasziniert und den man weiß Gott bei vielen anderen Figuren vermisst. Aber das ist noch nicht alles. Cheese in the Trap hat natürlich viel mit Romance zu tun, aber Sul ist überhaupt nicht die Standard-Heroine, die man erwartet. Naivität ist ihr Feind, was bei ihr hervorsticht ist gesundes Misstrauen und Zweifeln. 

Im Gegensatz zu den anderen oberflächlichen Komilitonnen ist sie sehr sensibel und erkennt selbst die kleinsten Dinge und Ungereimheiten. Dadurch, dass sie über eine gute Beobachtungsgabe und analytisches Denken verfügt, entdeckt sie das wahre Gesicht des Mister Perfekt Jung, der gar nicht so perfekt ist wie er erscheint. Und das ist es, was ich an ihr liebe: Sie denk rational und glaubwürdig und lässt sich nicht durch Äußerlichkeiten blenden. Ich liebe es, an ihren Gedankengängen teilnehmen zu können. Außerdem ist sie einfach stark, unabhängig und macht ihr eigenes Ding. Ich finde es toll, dass sie im Laufe des Manhwa Selbstvertrauen gewinnt und sich nicht mehr herum kommandieren lässt. Sie macht eine erstaunliche Entwicklung durch und wird innerlich immer reifer. Was die Liebe betrifft, bleibt sie trotzdem auf der Hut. Ich finde es gut, dass sie nicht alles hinnimmt wie es ist zugunsten ihres Lovers, sondern ihn damit konfrontiert und auch keine Streitigkeiten meidet. In anderen Romance-Werken beugt sich die Heldin ihrem Schwarm, weil sie ihn nicht verlieren will. Doch Sul ist anders und vor allem gibt sie ihm ordentlich Parole. So wie es sein soll.


Jung aus „Cheese in the Trap“



Die letzte Figur, die ich heute vorstellen möchte, entstammt ebenfalls aus „Cheese in the Trap“ und ist der Held der Geschichte. Man könnte Parallelen zu Ren aus „Skip Beat!“ sehen, weil er ebenfalls gutaussehend, charmant, hilfsbereit und beliebt ist. Genauso wie Ren hat er aber eine dunkle Seite und wenn ihr mich fragt, ist diese sogar noch ausgeprägter als bei Ren. Denn eigentlich ist Jung alles andere als perfekt und sozial. Es fehlt ihm nämlich etwas Wichtiges, um andere zu verstehen: Empathie. Ich habe bereits in vielen Foren gelesen, dass spekuliert wird, dass Jung eventuell ein Psychopath oder Soziopath ist, weil es ihm schwer fällt, andere zu verstehen und weil er absolut keine Probleme hat, andere nach seinem Willen zu manipulieren. Wenn jemand versucht etwas, was ihm gehört, an sich zu reißen, reagiert er trotzig und sieht sich in sein em Stolz verletzt. Die Folge: Er besteht darauf, dass es sein Eigentum ist und holt es sich mit allen erdenklichen Mitteln zurück. 

Jung kann unglaublich niedlich und toll sein, aber er hat eben auch seine creepy Seite, wenn er einfach seinen eiskalten Gesichtsausdruck hat, keinerlei Emotionen zeigt und vor allem gegenüber Leuten, die er nicht leiden kann, grausam und fies sein kann. Zurecht kann man sagen, dass er zwei Seiten in sich trägt und man sich immer wieder fragen muss, welche Seite nun seine echte ist. Es steht jedenfalls fest, dass er seine dunkle Seite versucht zu verheimlichen, weil man ihm seit seiner Kindheit eintrichterte, dass es egoistisch ist und von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird. Daher musste er sich ein Lächeln antrainieren, um in die Gesellschaft reinzupassen. Wirklich eine interessante Figur, die so einige soziologische und psychologische Diskussionen entfachen kann.




So, das waren also meine besonderen Figuren aus Anime und Manga. Kennt ihr die vorgestellten Charaktere und wenn ja, welche Meinung habt ihr zu ihnen? Klar, gibt es noch viel viel mehr Exemplare und mich würde interessieren, ob ihr auch welche kennt. Wenn ja, schreibt es mir doch bitte in die Kommentare. :)

1 Kommentar:

  1. Wäre im Format einer Top 10 Liste vielleicht ganz nett gewesen so der Struktur wegen ^^Death Note hatte schon einen interessanten Twist, denn letztendlich WOLLTE man hier den "Helden" ja scheitern sehen, und es bleibt doch die Frage: Für wieviel von mir selbst kann ich gerechtigkeit einfordern? Ist das Töten von Mördern besser als die eigentlichen Mörder?

    Tomoko aus "DiesemAnimeDessenTitelMirVielZuLangIst" (im ernst, haben die Amis das nicht schon abgekürzt?) reizt mich auch, Animes und Manga haben es SEHR schwer Frauen/Mädchen zu kreieren die halbwegs menschlich sind: Alle sind sie zum Kotzen Herzensgut, freundlich und megasensibel. Ich brauche Damen die auch mal menschlich egoistisch, verlogen oder auch schlicht berechnend sein können ohne gleich ein Bösewicht zu sein, Figuren mit echten Macken und persönlichkeiten, das fehlt leider oft.

    Nozaki klingt auch recht drollig, mir selber würden garnicht mehr soviele einfallen: Alice aus Pumpkin Scissors ist sehr sympatisch und idealistisch aber ohne gleich eine Tsundere zu sein, Haruhi aus Ouran High School Host Club fand ich auch immer ziemlich realistisch charakterisiert, und ansonsten faszinieren mich eher die Bösewichte:

    Ist ein Bösewicht den man wirklich selbst verabscheut ein "guter" Bösewicht oder doch ein schlecht geratener? Eigentlich ist der Sinn eines Schurken ja eben der das man ihn als Zuschauer nicht leiden kann, doch natürlich spielt auch viel Faszination für das Böse mit, man denke nur an den Anime "Monster" der es schafft echten grusel ohne irgene ein übernatürliches Element zu erzeugen.

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