Sonntag, 5. Juli 2015

Gelesen: Tsubasa Reservoir Chronicle


Eigentlich hatte ich mit dem Manga „xxxHOLiC“ begonnen, doch habe beim Lesen gemerkt, dass der Manga auch mit „Tsubasa“ eng verknüpft ist, aber auf die Charaktere und deren Abenteuer wenig eingegangen wird. In vielen Foren wurde empfohlen zunächst „Tsubasa“ zu lesen, bevor man sich mit ersteren Manga beschäftigt, was ich dann getan habe...

Inhalt:

Sakura ist die Prinzessin von Clow und im Besitz einer mysteriösen und überwältigenden Kraft, die in der Lage ist die Welt zu verändern. Syaoran ist ihr Kindheitsfreund und bewacht die archäologische Ausgrabungsstätte, die seinen Vater das Leben gekostet hat. Sie befinden sich in einer alternativen Realität, in der alles geschehen kann, was vorstellbar ist. Als Sakura ihre Gefühle Syaoran gestehen will, wird ein Symbol frei gesetzt, woraufhin Sakura all ihre Erinnerungen in Form von Federn verliert - die sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen und verschwinden. Nun muss Syaoran sich auf eine gefährliche und abenteuerliche Reise zu anderen Welten aufmachen, um jede einzelne der Federn zu finden und die Erinnerung sowie die Seele Sakuras wieder herzustellen. Doch um die Fähigkeit zu erhalten, zwischen Welten zu reisen, muss er die Dimensionshexe Yuuko aufsuchen, die Wünsche gewähren kann - jedoch zu einem gleichwertigen, verhängnisvollen Preis...


Meine Meinung:

Ich lese an sich nicht viele Manga aus der Genre Fantasy und Adventure, daher habe ich nicht so viel Ahnung und nicht so viel Vergleichsmaterial zur Hand. Dennoch kann ich sagen, dass ich von Anfang an sehr vom Manga gefesselt war. Klar war der Einstieg vielleicht etwas klischeehaft und lässt überhaupt keine Hinweise auf die weiteren Entwicklungen im Manga vermuten. Wir haben hier zwei Kindheitsfreunde, die verschiedenen „Klassen“ angehören. Eine typische Liebesgeschichte, die eigentlich nicht sein darf, weil Sakura ja die Prinzessin des Landes Clow ist und Syaoran nur ein gewöhnlicher Junge. Doch sehr bald werden Hinweise gestreut, dass es zwischen den beiden eine sehr Bindung gibt, eine schicksalshafte, die sich im späteren Verlauf als sehr wichtig erweisen wird. Syaoran ist nicht einfach nur ein Kindheitsfreund, der in Sakura verliebt ist, er ist viel mehr und wird es auch beweisen. 

Wie ist nun mal so ist, kommt es natürlich nicht dazu, dass die beiden zueinander finden. Kurz bevor Sakura auch ihre Liebe gestehen kann, geschieht etwas Fürchterliches, was das Leben der beiden auf eine harte Probe stellen wird. An sich war schon klar, dass es nicht einfach werden wird. Die Satz von Sakura, dass sie ihm an ihrem Geburtstag etwas Wichtiges sagen wird, lässt schon stark vermuten, dass es nicht dazu kommen wird. Insofern war das, was geschieht, schon sehr vorhersehbar. Doch das bleibt eine Ausnahme im Manga. Es gibt noch so viele Wenden im Manga, mit denen man echt überhaupt nicht gerechnet hat, aber dazu später mehr.

Nun fand ich es extrem cool und ziemlich originell, dass „Tsubasa“ mit „xxxHOLiC“ eng verknüpft ist und die Geschehnisse in beiden Manga aufeinander einwirken. Ich hatte solche Crossovers bisher in Manga oder Anime eigentlich noch nie gesehen und fand es unglaublich cool. Zum Stichwort Crossover muss ich sagen, dass der Manga für CLAMP-Fans ein gefundenes Fressen ist, weil man im Laufe der Handlung auf viele Charaktere trifft, die man als Fan der Mangaka aus anderen Werken kennt. So tauchen Figuren aus „X/1999“, natürlich „Card Captor Sakura“, „Tokyo Babylon“ und weiteren Werken auf, die ich vom Namen her nicht kenne, aber ich habe die Figuren definitiv schon einmal gesehen. Es ist interessant zu analysieren, inwiefern die Figuren noch ihrem ursprünglichen Charakter entsprechen oder doch ganz anders dargestellt werden. Dieser Wiederkennungswert ist schon mal ein ziemlicher Pluspunkt für alle, die auch die anderen Manga von CLAMP kennen. Damit wird dem Manga nämlich meiner Ansicht nach eine vertrautere Note verliehen, weil es Figuren gibt, die man bereits kennt und auch welche, die einem neu sind.


Ich muss gestehen, dass mich der Manga wirklich richtig gefesselt hat, sodass ich ihn innerhalb von wenigen Tagen verschlungen habe, obwohl er mehr als 200 Kapitel umfasst. Was hat mich an dem Manga so fasziniert? Zum einen fand ich die Grundidee, dass die Weltanschauung im Manga mehrere Welten zulässt, unglaublich cool. Außerdem habe ich im Zuge eigener Geschichten auch mal über die Idee nachgedacht, wie es wohl wäre, wenn jemand in der Lage wäre zwischen verschiedenen Welten zu reisen. Im Nachhinein weiß ich, dass die Idee nicht originell ist und schon öfter mal aufgegriffen wurde. Aber in dieser Form habe ich es in keinem Manga gesehen.

Man kann sich vorstellen, dass die Spannung im Manga steigt, weil man die Figuren auf einer langen Reise zu verschiedenen Welten begleiten kann und man eigentlich nie wirklich weiß, was auf einen zu kommt. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, was als nächstes kommen mag, aber im Endeffekt überrascht einen der Manga immer wieder. So wechselt vor allem bis zur Hälfte der Handlung der Schauplatz ständig, weil Syaoran ja nach den Federn suchen muss. Und ich finde, dass das Tempo gut angepasst war. Die Figuren verweilten nie sehr lange in einer Welt, eben nur so lange wie es notwendig gewesen ist. Manchmal war es mir teilweise schon wieder zu schnell, wenn gewisse Welten nur sehr kurz gezeigt wurden, weil man keine Feder gefunden hatte oder durch einen Zwischenfall in eine andere Welt wechseln musste. Das gab dem Erzähltempo einen Schub und führte zu mehr Dynamik und Spannung.

Was ich positiv anmerken muss, ist, dass sich die Mangaka wirklich Mühe gegeben haben, verschiedene, interessante Welten zu erstellen. Manche Welten erinnern einen stark an bestimmte Länder wie Japan oder dem viktorianischen England. Andere Welten orientieren sich weniger an bestimmten Ländern, sondern haben ihr Augenmerk auf besondere Vegetation und Landschaften, sodass immer für Abwechslungs gesorgt wird. Meine Lieblingswelt war die, die an das viktorinaische England erinnerte, weil ich dieses Zeitalter einfach am liebsten habe. Vor allem in der ersten Welt wird eine durch die Figuren eine sehr detaillierte Einführung gegeben und viele Details rund um die Welt gegeben, sodass man sich eine zu gute Vorstellung machen kann. Das fand ich etwas überladen, weil man im Endeffekt eh nicht lange drin bleibt und das meiste wieder vergisst. Aber Hut ab, dass sich die Mangaka das ausgedacht haben.

Jede Welt besitzt ihre besonderen Eigenschaften bezüglich der Landschaften natürlich, aber auch der Menschen, deren Kulturen sowie auch deren Geschichten. Man kann sagen, dass Tsubasa natürlich einen roten Faden also eine übergeordnete Story vorweist, nämlich das Finden der Federn und das zieht sich eben durch alle Welten. Aber das Coole ist halt, dass die Figuren nicht einfach nur von einer Welt in die nächste hopsen und stur ihre Federn einsammeln, sondern immer kleinere Abenteuer bestehen, die die Welten mehr oder weniger beeinflussen.

Wie sieht so etwas typisch aus? Unsere Helden kommen in eine Welt, werden doch freundlich oder nicht freundlich empfangen, machen ihr eigenes Bild und schnappen dann Gerüchte, Sagen oder andere Phänomene auf, die in dieser Welt die Runde machen. Denn da, wo etwas nicht stimmt, ist sehr wahrscheinlich eine Feder Sakuras am Werke. Also gehen sie den Mysterien auf den Grund, finden natürlich meist eine Feder als Verursacher und arbeiten einen Plan aus, wie sie an die Feder kommen. Da die Federn sehr machtvoll sind, sind sie meist im Besitz von irgendwelchen Bösewichten, die sie besiegen müssen oder sie müssen gezielt danach suchen und im Zuge dessen Hindernisse bewältigen. Ein gutes Beispiel, um zu zeigen, wie die Suche nach der Feder mit der Welt, in der alles stattfindet, zusammen hängt, wäre die Geschichte, in der Kinder spurlos verschwinden. Die Helden untersuchen dieses Mysterium und entdecken am Ende ihrer Reise, was der Grund für das Verschwinden der Kinder ist und zusätzlich auch die Feder. 

Oder eine andere Geschichte handelt von einem bösen Magier, der im Besitz der Feder ist und das Volk tyrannisiert, was sich nicht dagegen wehren kann. Die Helden suchen einen Weg um an die Feder zu kommen und befreien auf dem Weg dahin auch das Volk von dem Tyrannen. Dadurch hat man also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Weil jede Welt besonders ist und auch die mysteriösen Dinge, die darin geschehen, zu untersuchen sind, gestaltet sich die Suche nach der Feder in jeder Welt als etwas besonderes und spannendes. Man darf dann auch gerne als Leser darüber nachdenken, wie einige seltsame Phänomene zustande kommen und überlegen, wo die Feder sich befinden könnte. Oder man taucht einfach gedanklich voll in die Geschichte ein und lässt sich auf eine Reise voller verrückter Abenteuer ein und genießt es.


Selten hat man es in Manga, dass das Setting so abwechslungsreich ist wie in diesem Manga und man ist regelrecht von den verschiedenen Welten, die immer für eine Überraschung gut ist, fasziniert. Da gibt es eine Welt in der es abertausende Götter gibt, die jeden einzelnen Menschen beschützen und besondere Kräfte verleihen. In einem anderen Land herrscht hohe Technologie und es werden rasante Flieger-Wettbewerbe durchgeführt. In einer dritten Welt herrscht Krieg zwischen zwei Völkern aufgrund dessen, weil das jeweilige Volk denkt, dass der Gott des anderen Volkes Unglück über sie bringt. Und eine letzte Welt entpuppt sich als eine künstlische Welt a la Sword Art Online, in der man als Monsterjäger für seinen Lebensunterhalt unterwegs ist. Doch ehe man sich an eine Welt richtig gewöhnt, muss man schon wieder Abschied nehmen, was mich traurig gestimmt hatte.

Doch nicht nur die Reise durch verschiedene Welten wird im Manga thematisiert, sondern auch das Reisen zwischen den Zeiten, was ich ebenfalls sehr reizvoll empfunden hatte. So gibt es eine Episode, in der die Helden die gegenwärtige Welt sehen, dann aber unfreiwillig in die Vergangenheit der jeweiligen Welt kommen und dort etwas verändern, was dann die gegenwärtige Welt, in die sie danach gelangen, extrem beeinflusst. Ich fand es schön, wie dargestellt wurde, dass schon eine scheinbare Kleinigkeit den ganzen weiteren geschichtlichen Verlauf radikal auf den Kopf gestellt hatte. Denn in der gegenwärtigen Welt gab es eine große Fehde zwischen zwei Völkern aufgrund dessen, weil die jeweiligen Götter als unglücksbringend verstanden wurden. 

Doch indem die Protagonisten in der Vergangenheit es geschafft haben, dass die „verfeindeten“ Götter zusammen vergraben und später gefunden wurden, wurde der Frieden zwischen den beiden Völkern her gestellt. Somit konnte man also zwei mögliche Realitäten an diesem Beispiel erkennen. Im Verlaufe der übergeordneten Handlung spielt die Zeitreise ebenfalls eine sehr wichtige Rolle, um schlimme Ereignisse abzuwenden und eine neue Zukunft zu erschaffen. Aus dem Grunde liebe ich den Manga, weil er sich nicht nur mit der Mehrwelten-Theorie befasst, sondern auch mit der Thematik des Zeitreisens und wie sich das eben auf die verschiedenen Welten auswirkt. So genial!

Im Zusammenhang mit den verschiedenen Welten fand ich es cool, wie man bereits bekannte Figuren wieder getroffen hatte, die einen aber nicht erkannten. Warum? Weil es in anderen Welten durchaus Leute gibt, die man schon mal gesehen hat, aber es nicht die gleichen Menschen sind, aber irgendwie auch schon. Ziemlich verwirrend fand ich. Vor allem dann, wenn man einfach nicht klar sagen kann, ob die Figur wirklich diesselbe ist oder eine ganz andere. Stellt euch das mal vor, die Figur tut so, als würde sie euch nicht kennen, aber kennt euch eigentlich, verheimlicht es aber, um euch zu täuschen? Das fand ich schon ziemlich interessant, wie mit diesem Thema gespielt wurde.


Ebenfalls richtig cool fand ich wie man die Dimensionshexe aus „xxxHOLiC“ eingebaut hatte. Auch in dem Manga ist sie diejenige, die anderen Menschen ihre Wünsche erfüllt, doch damit dies geschehen kann, muss man entsprechend etwas dafür geben, weil gleichwertig ist. Das dahinter das Prinzip steckt, dass die Balance zwischen den Welten und Kräften behalten werden soll, wurde erst später aufgedeckt. Jedenfalls taucht die Dimensionshexe immer wieder auf. Aber sie ist nicht nur in der Lage Wünsche zu erfüllen, sogar fast Unmögliches möglich zu machen, sondern auch zwischen Welten und Zeiten zu reisen. Sie ist die Einzige mit dieser Fähigkeit und überaus mächtig. Kein Wunder also wenn sie die große Gegnerin des Oberbösewichtes in dem Manga darstellt. 

Jedenfalls schickt sie Syaoran und seine zwei zwangsläufigen Begleiter Fay und Kurogane auf die Reise und gibt ihnen dieses süße, weiße Tierchen Mokona mit auf den Weg, der sie zu anderen Welten transportieren kann. Immer wieder kommt es zu Komplikationen und die Figuren werden immer wieder vor wichtigen Entscheidungen gestellt. Was muss ich tun, damit ein anderer überlebt? Was muss ich opfern, damit ich in der Lage bin die Federn zu finden? Wie bin ich dazu fähig, jemanden vor etwas zu bewahren oder ihm irgendwie eine Hilfe zu sein? 

Der Manga erzählt regelrecht im Kern davon, wie Menschen sich für andere aufopfern, sogar so weit, dass sie sich selbst aufgeben würde. Altruismus also Selbstopferung wird in dem Manga wie es in anderen heroischen Geschichten der Fall ist ganz groß geschrieben! Immer wenn es zu solchen prekären Fällen kommt, wird die Dimensionshexe gerufen und der Wunsch geäußert, man möchte dies oder jenes tun und dafür etwas opfern. Denn meistens müssen die Figuren etwas von sich her geben, damit ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Darin steckt auch die wichtige Botschaft fürs Leben, dass man immer irgendwelche Mühen und Opfer auf sich nehmen muss, um etwas zu erreichen. Man muss auch Risiken eingehen und vor allem nicht egoistisch sein, sondern vor allem bereit sein zu geben, anstatt zu nehmen, um für Glück zu sorgen.

 Ich fand auch diese Thematik des Tauschens und Opferns sehr interessant, was mir auch viel Stoff fürs Diskutieren und Nachdenken beschert hat. Das was ich ebenfalls daraus entnehmen konnte, war, dass man mit den Konsequenzen leben muss, wenn man sich einmal dafür entschieden hat. Auch wenn Zeitreisen möglich war, so konnte man nur für einen sehr hohen Preis und wirklich selten. Man musste damit leben. Wünsche erfüllen und als Gegenleistung etwas zu opfern wurde in dem Manga sehr sehr oft benutzt und das artete irgendwann so aus, dass es echt komplex und verwirrend wurde. Weil der Preis für einen Wunsch manchmal schon im voraus von einer anderen Person geleistet wurde und ach ich hör am besten an dieser Stelle auf, bevor ich irgendetwas Wichtiges verrate.


Ebenfalls eine interessante und sehr verwirrende Thematik war die des Klonens von Menschen. Als das zum ersten Mal im Manga offenbart wurde, musste ich das erst mal verdauen, weil ich damit absolut gar nicht gerechnet hatte. Ich brauchte einige Zeit, musste noch mal drüber lesen und das verinnerlichen, bis ich es vollständig realisiert hatte. Doch an einer späteren Stelle wurde es nochmals aufgegriffen und irgendwann kam es mir einfach zu verwirrend und irgendwie auch zu konstruiert rüber, dass ich es einfach nicht fassen konnte.

Ihr müsst wissen, dass ich es dennoch unglaublich cool fand, wie solche ungewöhnlichen Themen so ausgeklügelt miteinander verwoben worden sind. Denn an einer Stelle wird der Plan des Oberbösewichtes enthüllt und auf einmal ergibt alles einen Sinn. Diese ganze Zeit- und Weltenreise und das mit dem Klonen war von Anfang an der Inhalt eines großen Komplotts. Ich war ehrlich richtig baff und auch das musste ich erstmal genau durchdenken, bis ich es verstanden hatte.

Jedenfalls muss ich euch schon mal vor warnen, dass bei mehr als 200 Kapiteln wirklich eine Menge harter Stoff auf euch zu kommt, der eurer Gehirn martern wird. Bis etwa zur Hälfte ist alles noch leicht verständlich, aber ab einem bestimmten Punkt, wo dann auch das Thema Klon eingeführt wird, habe ich fast nicht mehr durchblicken können. Die erste Hälfte des Manga behandelt vor allem das Reisen zwischen den Welten, ist noch sehr heiter-fröhlich, mit vielen lustigen Szenen zwischen den Figuren, wirkt alles noch recht random, ist aber abwechslungsreich. Und vor allem noch zu durchschauen! Doch von einem Moment auf den nächsten ändert sich plötzlich die ganze Welt. Dann wird langsam der Plan des Mastermind enthüllt und es fällt einem wie Schuppen von den Augen. Blitzartig schwenkt die heitere Atmosphäre auf total ernst und düster, es wird plötzlich richtig blutig, es wird viel Gewalt gezeigt, viel Kummer und Schmerzen. Man kann eigentlich nicht fassen, dass es immer noch gleiche Manga ist. 


Als ob das nicht schon schlimm genug zu verdauen wäre, folgt ein heftiger Twists dem nächsten, bis man irgendwann denkt, dass man intellektuell zurück geblieben ist. Das Verständnis verflüchtigt sich zunehmend, wenn man wirklich nicht aufpasst, auf kleine Details achtet und selbst nachdenkt. Während die Helden vorher eher random zusammen gewürfelt aussahen, zeigt sich, dass alle Schicksale hinter den Kulissen eigentlichen miteinander verwoben sind. Die Geschichte wechselt nicht nur zwischen den Zeiten und Welten, sondern auch zwischen den Figuren, sodass man ganz viele neue Nebenhandlungen bekommt, die man im Hinterkopf behalten muss, um alles zu verstehen.

So gewinnt die Geschichte von „Tsubasa“ zunehmend an Komplexität und Tiefgang, in einem solchen Maße, wie ich es bisher in keinem Manga gesehen habe. Obwohl es am Ende einige offene Fragen gegeben hatte und man an vielen Stellen verdutzt geguckt hatte und lauter Fragezeichen gesehen hatte, mochte ich diese komplizierte Geschichte. Einfach weil sie im Nachhinein sehr ausgeklügelt und fesselnd war. Aber trotzdem etwas frustrierend, weil es doch nicht so leicht nachzuvollziehen war. Ich muss ernsthaft danach im Internet nach der vollständigen Handlung aber in chronologischer Reihenfolge schauen, um alles zu verstehen. Denn ihr müsst wissen, man wird in die Geschichte hinein geworfen, zugeballert mit diversen Handlungssträngen, die mal in der Vergangenheit, dann wieder in der Gegenwart, dann wieder in einer anderen Welt mit einer anderen Figur sich abspielen. Das alles ist manchmal zu viel des Guten gewesen. 

Zu viele Informationen, die auf einen einprasselten und die man erst ordnen und verarbeiten musste. Und noch schlimmer fand ich es, dass mit jedem Twists noch viel mehr verwirrendes Zeug sich anhäufte, was man wieder mühsam mit dem Ganzen zusammen flicken musste. Das ganze Weltenreisen und zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln war teilweise sehr grenzwertig zu verstehen. Ich fand es jedoch wahnsinnig toll, wie sich die übergeordnete Story langsam zu einem Ganzes zusammen fügte und je mehr man darin eintauchte, desto gefesselter war man von der Geschichte.

Im großen und Ganzen jedoch werdet ihr euch sicherlich denken können, dass ich die Geschichte trotz ihrer Macken sehr genossen habe, einfach weil ich es liebe, wenn Geschichten komplex sind und zum Nachdenken anregen. Aber vor allem fand ich toll, wie tiefgründig die Geschichte war, weil einfach menschliche grundlegende Konflikte emotional veranschaulicht wurden: Die Selbstaufopferung, um geliebte Menschen zu retten, Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen und mit negativen Resultaten leben, dass man immer Opfer bringen muss, man sich schwierigen Entscheidungen stellen muss und es keine Lösung ist, davon zu rennen und viel mehr.


Nicht zu vergessen fand ich die Figuren überaus facettenreich und sympathisch geschrieben. Anfangs hatte ich die Figuren noch für recht simpel und klischeehaft gehalten. Sakura als naives, immer fröhliches, süßes Mädchen, Syaoran als der super nette und höfliche normale Junge, Kurogane als zurückgezogener, zynischer brutaler Kämpfer und Fay als immer freundlicher Witzbold. Doch je mehr Zeit man mit den Figuren verbrachte und sie in verschiedenen Situationen kennenlernte, vor allem, wenn sie mit anderen Figuren redeten, desto mehr konnte ich eine Bindung zu ihnen aufbauen. Das Tolle war, dass jede Figur im Laufe der Handlung sich etwas weiter entwickelte und man auch ihre jeweilige Hintergrundgeschichte kennen lernte, die einen überraschte. So zeigten die Figuren für mich immer wieder, dass sie auch anders sein konnten. Besonders lieb gewonnen hatte ich Fay, einfach weil ich Figuren mag, die nach außen so tun als wäre alles gut, aber insgeheim innerlich zerbrochen sind und viel zu verbergen haben. Seine Geschichte rührte mich von allen am meisten.

Außerdem fand ich es cool, dass auch verschiedene Genres in dem Manga mit eingeflossen sind. So hat der Manga sehr viele shonen-like Kampfszenen, die sowohl männliche wie auch weibliche Leser ansprechen, aber auch emotionale Tiefe aufgrund der Interaktionen zwischen den Figuren und vor allem die Liebe zwischen den beiden Protagonisten, die Shojo-Fans lieben dürften. Aber es ist eben auch etwas Boys Love dabei, wenn man sich Kurogane und Fay ansieht, aber die Lektüre ist definitiv auch etwas für das reifere Publikum aufgrund vieler Gewaltszenen und schwierigen Problematiken. Nicht zu vergessen ist die abenteuerliche Reise durch verschiedene Welten ein Leckerbissen für Fantasy- und Abenteuer-Liebhaber.

Nun aber auch etwas zu den negativen Aspekten zum Manga.
Etwas unglaubwürdig hatte ich zunächst empfunden, dass Syaoran, der doch als normaler Junge beschrieben wurde, auf einmal super stark war und total gut kämpfen konnte. Erst später wurde erklärt warum und danach konnte ich das auch besser nachvollziehen.
Positiv wie auch negativ empfand ich den riesen großen Charakter-Cast. Einerseits fand ich es cool, dass man mit so vielen verschiedenen Figuren in Kontakt gekommen ist, andererseits empfand ich es teilweise auch als Last, weil es zu viele waren und man sich an die wenigsten erinnern kann. Klar vom Aussehen her konnte ich sie schon wieder erkennen, aber das Problem ist halt gewesen, dass nicht viel von der Persönlichkeit im Gedächtnis geblieben ist.
Nicht zuletzt fand ich wie gesagt auch die Handlung stellenweise sehr anstrengend zu lesen, was für mich irgendwo positiv wie auch negativ zu sehen war.


Zeichenstil:

CLAMP ist ja bekannt für seinen recht typischen Zeichenstil, den schlaksigen, dünnen und hoch gewachsenen Figuren und den markanten, spitzen Gesichtszügen, die mich etwas an Kingdom Hearts erinnern. Warum auch immer. Ich muss zugeben, dass ich den Zeichenstil sehr schön und auch passend zum Setting und der Story empfand. Außerdem muss ich betonen, wie schön und detaillreich die Mangaka die jeweiligen Welten ausgearbeitet haben, sodass diese glaubwürdig wurden. Jede Welt hatte ihre speziellen äußeren Merkmale, die Menschen sahen anders aus, hatten andere Kleidung etc. Ich fand, dass es immer sehr gut passte. Die Kampfszenen waren auch nicht schlecht und vermittelten einem viel Spannung und Dynamik. Und doch muss ich negativ beifügen, dass manche Szenen und Panels überladen empfunden hatte. Man hat echt manchmal überhaupt nichts gesehen und irgendwo machten diese Szenen dann keinen Sinn mehr für mich. Sodass ich bestimmte Kampfszenen einfach übersprungen hatte und mich lieber den Dialogszenen widmete, wo mehr Story vermittelt wurde. Ich finde, wenn man die Effekte und Kämpfe nicht richtig erkennen kann, dann schadet das eher der Atmosphäre und dem Lesefluss. Ansonsten fand ich aber, dass die Figuren sehr markant und individuell gezeichnet waren und Gestik und Mimik gut rüber kam.


Fazit:

Tsubasa: Reservoir Chronicle“ ist definitiv für mich ein besonderer Manga, den man gelesen haben muss, einfach, weil er eine komplexe und spannende Handlung hat, die gut zum Nachdenken anregen, tiefgründige und sympathische Figuren umfasst und ein unverbrauchtes, interessanten Setting beinhaltet.

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