Freitag, 13. September 2013

Review: Baccano!


                                               Das war mal ein echt abgedrehter Anime!



Allgemeine Informationen:
Episoden: 13
Genres: Action, Comedy, Historical, Supernatural, Seinen
Dauer: 24 Minuten pro Episode


Inhaltszusammenfassung:
Während der frühen 1930-er Jahre in Chicago, beginnt der transkontinentale Zug, Flying Pussyfoot, seine legendäre Reise, welche eine Blutspur durch das ganze Land zieht. Zur gleichen Zeit in New York, begeben sich der ambitionierte Wissenschaftler Szilard und seine unwillige Helferin Ennis auf die Suche nach vermissten Flaschen, welche ein Unsterblichkeitselixier bereit halten. Zusätzlich, wird ein Krieg zwischen den einzelnen Mafia-Gruppen immer schlimmer.  An Bord der "Advena Avis im Jahre 1711 lernen Alchemisten, welchen Preis die Unsterblichkeit verlangt..



Eigene Meinung:

Story: 

Wie man bereits an der Inhaltszusammenfassung entnehmen konnte, lässt sich Baccano in mehrere Handlungsstränge einteilen, die erst nach und nach zusammen das große Gesamtbild ergeben. Zunächst wird man mit der ersten Episode "ins kalte Wasser" geworfen, denn die erste Episode ist eine der ungewöhnlichsten Einführungen überhaupt. Es werden einem zusammenhangslose Szenen gezeigt, welche teilweise gar nichts miteinander zutun haben, erst gegen Ende erst Sinn machen oder gar nicht mehr auftauchen. Man sieht sich also einem wahllosen Szenenhaufen gegenüber, der einen mit vielen offenen Fragen zurücklässt. Die Reaktionen, die dadurch hervor gerufen werden, sind unterschiedlich. Die einen fühlen sich davon deutlich abgeschreckt und schauen nicht mehr weiter, während die anderen den Anime aus purer Neugierde gebannt weiter verfolgen. Ich würde mich wohl zwischen beiden Gruppen stellen, denn ich war nach der ersten Episode erst einmal sehr zwie gespalten. Aus diesem Grunde habe ich den Anime wohl erstmal beiseite geschoben und kurze Zeit später wieder aufgenommen. Ich bin ehrlich gesagt sehr froh darüber, dass ich mich durch gebissen und weiter geschaut habe. 


Wie sich im späteren Verlauf der Geschichte heraus stellt, gibt es viele verschiedene Handlungsebenen, es kommt vermehrt zu unterschiedlichen Sprüngen in Zeit, Ort und auch in der Perspektive, was natürlich sehr anstrengend und gleichzeitig verwirrend erscheint. Doch anhand dessen, gewinnt der Zuschauer nach und nach an neue Erkenntnisse, neue Hintergrundinformationen und kann am Ende das ganze Wissen nutzen, um Zusammenhänge zu erkennen. Die komplizierte Erzählweise regt den Zuschauer dazu an, selbst nach zu denken und sich die Geschichte selbst zusammen zu setzen. Im Laufe des Animes werden uns nach und nach alle Figuren (es sind verdammt viele) mehr oder weniger ausführlich vorgestellt und auch charakterisiert, sodass man da auch wieder leicht den Überblick verlieren kann. Man könnte den Anime als ein sehr waghalsiges Puzzle bezeichnen, welches uns und unsere "Nerven" auf die Probe stellt. 

Auch wenn dieser ständige Wechsel von Zeit, Ort und Erzählperspektive auf Dauer etwas anstrengt, wird die ganze Handlung dadurch umso spannender und auch unterhaltsamer. Dabei muss auch erwähnt werden, dass wohl keine richtige Hauptfigur in dem Sinne im Anime auftrifft, da ein ständiger Erzählerwechsel erfolgt, was dazu führt, dass jede Figur mal "die Hauptfigur" spielt. Szenen werden vermehrt wiederholt, aber immer wieder in einem anderen Licht präsentiert, sodass es immer wieder zu den "Ah-Momenten" kommt, welche dem Zuschauer zur Einsicht verhilft. Es wird uns zwar genau genommen eine kleine Story mit Vorgeschichte und Rahmenhandlung vorgestellt, welche aber so vielseitig und kompakt ist, sodass man schnell den roten Faden zu verlieren droht. Doch der Zuschauer merkt am Ende, dass alles zusammenhängt und in enger Wechselwirkung steht. Überraschende Wendungen sowie Cliffhänger machen das Gesehene noch fesselnder und wiegen den Zuschauen eben nicht in Sicherheit der Vorhersehbarkeit. 


Dabei spricht die Geschichte besonders wohl reiferes Publikum an, denn es wird nicht mit Gewalt, Mord und Blut gespart, weswegen dieser Anime auf keinen Fall für Menschen mit schwachen Nerven zu empfehlen ist.
Das Problem an der Story ist aber, dass man sich nie 100 %-ig auf eine Teilhandlung einlassen kann, da diese stetig durch einen anderen Handlungsstrang unterbrochen wird, sodass man dadurch die eine Handlung nicht so sehr genießen kann. Außerdem ist es teilweise sehr schwer, eine andere Teilhandlung, die fortgesetzt wird, wieder nach einer Pause auf zu nehmen. Daher ist es hilfreich sich mal das Opening jedes Mal an zu schauen, denn kleine Rückblenden werden hier gezeigt, welche einen weiteren Einstieg ermöglichen. Diese ewige in der Zeit-Umherspringen, zieht auf jeden Fall am Geduldsfaden und fordert ebenso Gedächtnisarbeit um zu rekapitulieren. Ich muss also schon zugeben, dass es manchmal schwer war, der Handlung(en) richtig zu folgen, weswegen es wohl auch ratsam wäre, den Anime in Zukunft öfter zu schauen (bei nur 13 Episoden durchaus machbar), um eben ein neues Verständnis gegenüber der Story zu erhalten.
Die Geschichte mag also teilweise etwas trocken, aber nie lang gezogen sein, denn es existiert ein wirklich gutes Zusammenspiel zwischen Comedy, Action und Spannung, die einen sofort in den Bann zieht. Für diese Balancierung der verschiedenen Story-Elemente muss man den Anime einfach loben. Jedoch hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle mehr Erklärung gewünscht, so war man dann doch gezwungen sich einiges selbst zusammen zu reimen.





Charaktere:

Wie bereits erwähnt, gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Figuren, die wohl mehr oder weniger aus der Reihe tanzen. Stereotypen, wie wir sie in unzähligen Animes finden, sind hier Fehl am Platze, jede Figur sticht durch eine andere individuelle Eigenschaft hervor (bis auf die "Statisten" natürlich). Es ist zwar schon eine Zerreißprobe, mit so vielen Figuren umzugehen, da man sich auf die Schnelle nicht immer alle Namen merken kann (besonders ich nicht), aber durch ihr recht individuelles Verhalten sowie Aussehen, kann man sie leicht voneinander unterscheiden. Da es auch keine wirkliche Hauptfigur an sich gibt, wird uns ermöglicht das Geschehen eben immer auf Sicht einer anderen Figur zu sehen. Dies ermöglicht auch eine nähere Charakterisierung sowie einen kleinen Einblick in das Innenleben der Figuren. Es ist also ziemlich schwer, zwischen Haupt- sowie Nebenfiguren zu unterscheiden, denn von der ersten Sorte gibt es reichlich Personal. So besitzt auch jede Figur ihren eigenen Wert und Eigenheit, beeinflusst den einen oder anderen Handlungsstrang und kann so leicht nicht ersetzt werden.


Ich möchte jetzt nicht großartig auf die Charakterisierung der Figuren eingehen, da es eindeutig zu viele sind und man sich leicht einen Überblick durch Wikipedia und Co. verschaffen kann. Aber erwähnenswert finde ich das idiotische, exzentrische Diebespaar Isaac und Miria, die wohl auch gewisse Hauptfiguren darstellen, aber sich absolut vom Rest der Figuren unterscheiden. Genau genommen habe ich noch nie ein solches einzigartiges Paar in Animes gesehen, was schon mal einen positiven Eindruck vom Character-Cast hinterlässt. Beide sind vollkommen abgedreht, leben in ihrer eigenen Welt, verströmen ohne zu wissen gute Laune, reden und bewegen sich nahezu synchron und bringen eine immer eine große Portion gute Unterhaltung. Dadurch haben sie wohl die Funktion, die teils sehr angespannt, ernste Atmosphäre des Animes aufzulockern.


Natürlich bleibt bei der kurzen Länge des Animes und der Fülle an Charakteren nicht viel Platz um richtige Charakterentwicklung zu betreiben, aber im großen und ganzen sind alle Figuren hervorragend durchdacht. Sie bleiben auf jeden Fall sehr lange im Gedächtnis, was ja nur bedeuten kann, dass diese Figuren eben einzigartig sind. Jedoch muss ich anmerken, dass eine Figur doch eine kleine charakterliche Veränderung vollziehen konnte, was zwar teilweise vorhersehbar, aber doch eindrucksvoll war. Neben dem Comedy-Duo Isaac und Miria, finden sich noch weitere verrückte Figuren, wie einen absoluten Psychopathen, der es liebt zu töten. Einen extrem ängstlichen Bandenführer, der stets in Tränen ausbricht, ein "Bomben-Mädchen" und weitere interessante Figuren. So hat der Zuschauer eine große Auswahl an Figuren, die man einerseits mögen, aber auch hassen kann. Man kann also auch sagen, dass einen viele Figuren in irgendeiner Weise stimulieren und eben nicht kalt lassen.





Setting/Zeichenstil/Animation:

Der Anime bietet einen wirklich klasse Zeichenstil und auch Animationen auf hohem Niveau. Da die Story in den 1930er Jahren spielt, in denen Familienfehden ausgetragen werden und die Mafia noch Bedeutung hatte, bekommt der Anime seine ganz persönliche Note, welche sich eben doch von restlichen Animes unterscheidet. Der Zeitgeist wird perfekt durch den Kleidungsstil der Figuren, die Themen (Mafia etc.) und auch durch die realistisch gehaltenen Schauplätze festgehalten und man fühlt sich eben direkt in diese Zeitepoche zurück versetzt. Außerdem wird einem dadurch ein vertrautes Gefühl vermittelt und weniger Kulturschock wie es in den Animes der Fall ist, welche in Japan spielen. Wie bereits geschrieben, sind alle Figuren wunderbar auch zeichnerisch umgesetzt mit ihrer persönlichen Note. Gesichtszüge werden sehr gut dargstellt, sodass auch die entsprechenden Gefühle und Gemütsbewegungen wider gespiegelt werden. Außerdem sind die Action - und Kampfszenen flüssig animiert und steigern somit auch den Unterhaltungswert. Die Farbauswahl wurde sehr düster gehalten um das dunkle Mafia-Flair wider zu spiegeln & der Geschichte einen geheimnisvolleren Anstrich zu geben.




Musik:

Das Opening ist rein musikalisch und passt wunderbar zum Setting und auch zur Story, verbreitet eine gute Laune und stimmt einen gut ein. Dagegen bildet das Ending den etwas traurigen Musikpart, der einen melancholisch und etwas einsam zurücklässt. Besonders sehr liebe ich das Ending, weil es einfach herzzereißend schön ist und lange im Ohr/Gedächtnis bleibt. Auch die Backgroundmusik im Anime lässt keine Wünsche offen. In entscheidenden Szenen und Situationen setzt diese geschickt ein und unterstreicht noch einmal das zu vermittelnde Gefühl und die momentane Atmosphäre. Sei es nur das temporeiche Trompetenstück in einer sehr aufreibenden, dynamischen Szene oder das sehr fröhlich-angehauchte, leichte Klavierspiel, welches eine beruhigende Stimmung versprüht. Um nur einen winzigen Teil der gesamten Musikstücke zu erwähnen, welche im Laufe des Animes gespielt werden. Dabei gibt es eine riesige Menge an unterschiedlichen Stücken, die sich teils sehr ähnlich und doch wieder anders sind. Zu sagen ist auch, dass auch die Musik ähnlich wie das Setting wieder wunderbar die Zeitepoche wider spiegelt, was eben auch einen groß Beitrag zur passenden Atmosphäre leistet. Jazz-Stücke und andere Musik passen sich einfach perfekt dem Anime, seiner Story und dem Zeichenstil an.




Unterhaltungswert:

Das Vergnügen beim Schauen des Animes war eindeutig sehr hoch! Besonders weil eben die Erzählweise mal eine ist, die einen so schnell nicht loslässt, ebenso weil sowohl Spannung, Dramatik als auch Action und etwas Romantik mit eingeflochten wird. Es ist also für jeden etwas dabei und besonders eben für mich, da mich all diese Elemente sehr ansprechen konnten. Es gab dann sogar eine Stelle, die mich wirklich tief berühren konnte und bei der ich einfach los weinen musste. Traumhaft toll. Der Anime hat vieles in meinem Inneren bewirkt und bewegt: Er konnte mich zum Lachen bringen, nachdenklich machen, mich auf die Folter spannen, mich erschrecken und auch teilweise sehr anwidern, mich tief traurig sowie melancholisch stimmen. Und besonders konnte er mich unterhalten! Selten hatte ich mal einen Anime, der mich so beeinflussen konnte wie dieser. Somit hat mich dieser besondere Anime auf eine Achterbahn der Gefühle und Gedanken mitgenommen und ich würde ihn sogar sofort noch einmal schauen. 

Ich denke mal, dass ich beim zweiten Schauen, viele Dinge und Zusammenhänge einfach noch besser nachvollziehen könnte. Natürlich hat mich der Anime sehr oft verwirrt, aber gerade das fand ich so anziehend an ihm. Die Szenen, die ohne weitere Erläuterung daher kamen und später genauer beleuchtet wurden, waren mir die Liebsten. Es hat mir außerdem sehr gefallen, dass der Zuschauer öfters mal selbst nachdenken und sich erinnern musste, sodass man aufgefordert war sich gedanklich aktiv an der Story zu beteiligen. Der Ausgleich von Spannung, Action und Comedy konnte mich ebenso überzeugen und hat mir dann auch immer Ruhepausen gegönnt. Zwar war die erste Episode mehr oder weniger gewöhnungsbedürftig, aber nach der zweiten Episode, bei der richtig viel Spannung erzeugt wurde, konnte ich mich von dem Anime nicht mehr losreissen. Deswegen hört nicht schon bei der ersten Episode auf den Anime zu schauen, gebt ihm eine Chance! Ihr werdet es nicht bereuen.




Kurzbewertung:

Story: 9/10
Charaktere: 8/10
Setting/Zeichenstil/Animation: 8/10
Musik: 8/10
Unterhaltungswert: 10/10

Endergebnis: 9/10

Gesamtfazit: Dieser Anime ist für mich einer der unkonventionellsten und originellsten Animes überhaupt und bietet einfach so gut wie alles: Klug und verwirrend erzählte Story, sympathische sowie einzigartige Figuren, düsteres Setting sowie guter, passender Soundtrack und nicht zuletzt eine Menge Spannung, Splatter, Action, Rätsel, Comedy und eine Brise Romantik. Ich bin wahrlich verliebt in diesen Anime und lege ihn euch sehr zu Herzen!

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